Call for Abstracts
Ad-hoc-Gruppe EVOLUTIONÄRE SOZIOLOGIE
Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS): „Kritische Zeiten“

3.-5. Juli 2023, Wien
https://oegs.ac.at/kritische-zeiten-oegs-kongress-2023/
Organisation: Manfred Hammerl (Universität Graz)

Mit dieser Ad-hoc-Session soll an bereits erfolgreich durchgeführte Sessions und Podiumsdiskussionen zur Evolutionären Soziologie (ES) bei früheren ÖGS-Kongressen (2015, 2017, 2019 und 2021) angeknüpft werden.
Die Soziologie hat eine lange Tradition der Beschäftigung mit evolutionären Theorien und Forschungsansätzen. Einerseits wurden schon im 19. Jhdt. Theorien sozialer Evolution entwickelt, andererseits wurde auch bereits zu Beginn des 20. Jhdts. bspw. durch den Soziologen Edward Westermarck die Darwinsche Evolutionstheorie aufgegriffen und für soziologische Fragestellung nutzbar gemacht. Als eigenständiges Feld begann sich die ES schließlich gegen Ende der 1970er Jahre im Nachklang evolutionsbiologischer Forschungen von Hamilton, Trivers, Wilson (Soziobiologie: 1975) u. a. herauszubilden, als offensichtlich wurde, dass die menschliche Evolutionsgeschichte auch heutzutage noch relevanten Einfluss auf unser fühlen, denken und handeln hat und sich damit sozialwissenschaftliche Phänomene von der Mikroebene (Interaktionen, Gruppenverhalten) bis hin zur Makroebene (gesellschaftlicher Wandel, Sozial- und Wirtschaftssysteme) umfassender und tiefgreifender erklären und verstehen lassen.

In den letzten zwei Jahrzehnten ist nun ein stetiger Anstieg an Forschungstätigkeit und Publikationen zu verzeichnen, die ES hat sich mittlerweile international im Konzert der Evolutionary Behavioral Sciences bzw. Evolutionary Social Sciences als Forschungsfeld etabliert (für einen Überblick wie das weite Feld der ES heute zu deuten ist vgl. bspw. Hopcroft 2015, Hopcroft 2018, Maryanski/Machalek/Turner 2015, Turner/Machalek 2018). Auch im deutschsprachigen Raum finden evolutionäre Ansätze zunehmend Rezeption innerhalb der Soziologie, nachdem man diesen hierzulande anfangs noch eher kritisch gegenüberstand (vgl. bspw. Schnettler 2016).

Der ES ist dabei eine interdisziplinäre Ausrichtung inhärent – biologische/evolutionäre wie auch soziologische Erklärungsansätze werden im Sinne einer umfassenden Analyse menschlichen Verhaltens (beide Seiten der Medaille beleuchten, ultimate wie proximate Gründe von Verhalten mitdenken) wertgeschätzt. Der wissenschaftliche Nutzen einer evolutionären Betrachtungsweise kann dabei nicht zuletzt in Krisenzeiten, wie der Covid-19-Pandemie (vgl. bspw. Seitz et al. 2020), Finanzkrisen oder dem Klimawandel, zu Tage treten, wenn rein ökonomische oder soziale Theorien zu kurz greifen und evolutionsgeschichtlich entstandene, vordergründig nicht rationale Verhaltensweisen des Menschen mit berücksichtigt werden.

Die Ad-hoc-Session soll somit erneut ein Forum für Forschungsbeiträge an der Schnittstelle von evolutionären Disziplinen und der Soziologie bieten und sich dabei auch der Frage widmen: Was kann eine evolutionäre Betrachtungsweise zur Erklärung menschlichen Verhaltens insbesondere in Zeiten von sozialen, ökonomischen oder gesundheitlichen Krisen, sprich: in Zeiten von Unsicherheit, leisten?

Für die Session sind insgesamt bis zu fünf Beiträge zu je max. 20 Minuten geplant. Bitte senden Sie einen Abstract bzw. eine kurze Skizze Ihres Beitragsvorschlags im Umfang von bis zu 400 Wörtern (bzw. max. 1 Seite) bis spätestens 16. April 2023 an Manfred Hammerl:
manfred.hammerl(at)alumni.uni-graz.at

Eine Verständigung erfolgt unverzüglich in den Tagen nach Ende der Deadline, sodass Sie Ihren
Abstract im Falle einer Annahme rechtzeitig bis spätestens 30. April über die Konferenzplattform
Conftool (https://conftool.pro/oegs-kongress2023) hochladen können.
Weitere Informationen zum ÖGS-Kongress 2023 finden Sie auf der Website des Kongresses:
https://oegs.ac.at/kritische-zeiten-oegs-kongress-2023/.

Literaturhinweise:
Hammerl, M. (2022): Evolutionary Sociology, quo vadis?, Poster, 16th European Human Behaviour and Evolution Association (EHBEA).
Hammerl, M. (2021): Crisis in Sociology, in: Shackelford, T.K.; Weekes-Shakelford, V.A. (Eds.): Encyclopedia of Evolutionary Psychological Science, Springer Nature, pp. 1584–1587.
Hammerl, M. (2019): Evolutionary Theory and the Social Sciences: The Case of Evolutionary Sociology, Poster & Vortrag, 7th International Society for Human Ethology (ISHE) Summer Institute.
Holzhauser, N.; Eggert, F. (2021). Evolutionary sociology – New paradigm, developing subfield, or on the brink of extinction?, in: Soziologische Revue, 44 Jg., Nr. 4, S. 532-549.
Hopcroft, R. (2015): Evolutionary Sociology, in: International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, 2nd ed., Vol. 8, pp. 463-468.
Hopcroft, R. (Ed.) (2018): Oxford Handbook of Evolution, Biology, and Society. Oxford University Press.
Maryanski, A.; Machalek, R.; Turner, J. H: (Eds.) (2015): Handbook on Evolution and Society: Toward an Evolutionary Social Science. Routledge.
Schnettler, S. (2016): Evolutionäre Soziologie, in: Soziologische Revue, Band 39, Heft 4, S. 507-536.
Seitz, B. M. et al. (2020): The pandemic exposes human nature: 10 evolutionary insights, in: PNAS, Vol. 117, No. 45, pp. 27767-27776.
Turner, J. H.; Machalek, R. (2018): The New Evolutionary Sociology. Recent and Revitalized Theoretical and Methodological Approaches. Routledge

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